Dieses wegweisende Urteil könnte hinsichtlich der erstmalig rechtlichen Prüfung der Zulässigkeit von emissionsbezogenen Fahrverboten bundesweite Bedeutung erlangen. Besonders brisant wäre diese Entscheidung für derzeit 90 deutsche Städte, die ihre NO2- Emissionsgrenzen in Höhe von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter 2016 nicht einhalten konnten. Darunter befinden sich auch ostdeutsche Städte wie Halle, Leipzig und Dresden. Bedeuten könnte dies, dass für Fahrzeuge unter Schadstoffklasse 3 (Otto-Motoren) bzw. 6 (Dieselaggregate) Einfahrtverbote erteilt werden.

Bezogen auf die innerstädtische Logistik sind im Besonderen Dienstleister, die täglich Pakete und Päckchen, aber beispielsweise auch Medikamente oder Zeitungen zustellen, in der künftigen Ausübung ihrer Tätigkeit dahingehend bedroht, dass bestehende Fuhrparks nicht mehr eingesetzt werden könnten. Unmittelbar benötigt werden somit Fahrzeuge, die keine Emissionen ausstoßen. Bislang setzen nur wenige dieser Dienstleister, wie beispielsweise die Deutsche Post, auf elektrisch betriebene Fahrzeuge. Die Ursachen dafür sind vor allem fehlende Einsatzerfahrungen und hohe Einstiegskosten in die neue Technologie.

Diesem Spannungsfeld zwischen geringem Schadstoffausstoß, mangelnder Einsatzerfahrung und der kostenseitigen Betrachtung hat sich das aus Thüringer und Sächsischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen bestehende Forschungsprojekt SMART DISTRIBUTION LOGSITIK verschrieben. „Es reicht im unternehmerischen Alltag nicht, Verbrennungsmotoren nur durch Elektromotoren zu substituieren. Vielmehr ist für den Erfolg von Elektrofahrzeugen der wirtschaftlich tragfähige Einsatz maßgebend“, sagt Dr. Harald Hempel, Leiter Innovation und Forschung der Jenaer DAKO GmbH.

SMART DISTRIBUTION LOGISTIK verfolgt das Ziel, den Einsatz von Elektrofahrzeugen einerseits mit einer IT-basierten Plattformlösung zu unterstützen und diesen andererseits hinsichtlich der ökonomischen Betriebskostenvorteile wirtschaftlich zu gestalten. Dazu entwickelt das im vergangen Jahr gestartete Vorhaben Lösungen für die Optimierung auf den unterschiedlichen Stufen der logistischen Planung: für einzelne Touren, für den Zuschnitt der Zustellgebiete und die Gestaltung des zugrundeliegenden Logistikkonzeptes. Die geforderte Wirtschaftlichkeit soll durch ein verzahntes Optimierungssystem auf den unterschiedlichen Ebenen erzielt werden. Dazu tragen auch Mehrfachnutzungsmodelle wie das unternehmensübergreifende Teilen von Waren und E-Fahrzeugen vom 40-Tonner bis zum Lasten-Pedelec bei. Im Ergebnis wird die Systemplattform die TCO (Total Cost of Ownership - Gesamtkosten des Betriebs) der eingesetzten Elektrofahrzeuge durch geschickte Optimierung senken, sodass sie ab dem ersten Einsatzjahr wirtschaftlich sind.

Praktisch demonstriert werden die Entwicklungsergebnisse beispielgebend am Szenario der Medienlogistik. Als eine der größten Logistikbranchen Deutschlands steht die Medienlogistik vor einem vollständigen Umbau ihrer Zustellung. Rückläufige Abonnentenzahlen und steigende Kosten führen zu einem Umdenken in den Logistikkonzepten. Das eröffnet die Möglichkeit, gerade elektrisch angetriebene Nischenfahrzeuge wirtschaftlich in den Fuhrpark zu integrieren. Im Rahmen des Projektes wird der Einsatz von Elektrofahrzeugen praktisch erprobt und optimiert. Dafür kommen mindestens 40 Elektrofahrzeuge zum Einsatz.

Über die neuesten Entwicklungen im Projekt wird Ende Juni im Rahmen des SMART CITY LOGISTIK Kongresses berichtet werden. Das anwenderbezogene Forum ermöglicht unmittelbar den Austausch zwischen Fahrzeugherstellern, Anwendern und Wissenschaftlern untereinander sowie mit Interessierten ohne eigene Erfahrungen mit Elektronutzfahrzeugen. Im Fokus stehen anwendungsnahe Ergebnisse aus dem Vorhaben SMART DISTRIBUTION LOGISTIK sowie praktische Einsatzerfahrungen mittelständischer deutscher Unternehmen. 2018 geht die erfolgreiche Kongressreihe auf Schloss Ettersburg bei Weimar in die fünfte Runde. Der diesjährige Kongress findet am 25. und 26. Juni 2017 statt.

 

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